Alte Donau 6. April 2008

 

Was soll ich sagen. Die Alte Donau ist meine Hausstrecke. Seit wir im Dezember 1996 vom 2. in den 22. Bezirk übersiedelt sind hat sich auch das Standardlaufgebiet vom Prater an die Alte Donau verschoben. Die Alte Donau ist zwar nicht so stark von Läufern bevölkert wie die Hauptalle, ist aber auch ideal zu laufen. Großteils verkehrsfrei, am Abend beleuchtet, im Winter geräumt, aber zusätzlich noch am Wasser. Läuferisch tat sich zwar bei mir damals noch nicht so viel, gelegentlich lief ich aber sogar regelmäßig, wenn zwei Mal im Monat auch eine Regel ist.

 

Nun bin ich natürlich froh, dass nach meiner offiziellen Liste auch die Alte Donau als See gilt, zumindest als stehendes „anderes natürliches Gewässer“ und nicht etwa als Flussarm. Und außerdem bin ich natürlich froh, dass ich mit der Alten Donau auch in jedem Bundesland zumindest einen See habe.

 

Üblicherweise laufe ich entweder um die Untere oder um die Obere Alte Donau. Beides geht bequem von zu Hause aus und ist mit Zu- und Ablauf jeweils so um die 10 km. Soweit ich mich erinnern kann, lief ich 2001 das erste Mal um die ganze Alte Donau. Die Alte Donau ist ja leicht kipferlförmig. Wenn man die Innenseite über die Donauinsel abkürzt ergeben sich von zu Hause aus ca. 15 km, ich war damals sehr stolz so weit zu laufen. Genaue Aufzeichnungen habe ich aber nicht darüber, es gab damals auch Jahre, in denen ich zwar gelegentlich lief, aber keine Kilometer oder Zeiten in einer Liste sammelte. Das jedenfalls konnte keine richtige Seenumrundung gewesen sein.

 

Nun hatte ich mein Projekt der Seenumrundungen gestartet und wurde zusehends unruhiger, weil nichts weiter ging. Es stellte sich nicht das Laufen an sich als kompliziert heraus, sondern das Erreichen der jeweiligen Seen. Ich suderte herum, zumindest ins Burgenland zu fahren, um dort eine Lacke zu erjagen, konnte aber keine Mehrheit finden. Als Frust entschied ich dann, die erste offizielle Umrundung der Alten Donau in Angriff zu nehmen.

 

Mir war klar, dass ich das Kipferl auch innen auslaufen musste, also immer schön möglichst am Ufer bleiben. Weiters entschloss ich mich die beiden Ausbuchtungen der Alten Donau, das Kaiserwasser und den Wasserpark, auch einzuschließen. So kam ich zu einer Runde, die ich so noch nie gelaufen war und es wurde somit doch etwas Besonderes.

 

Die ersten zwei Kilometer bis zum Wasser lief ich locker ein, bei der Kagraner Brücke drückte ich auf die Uhr und gaste richtig an. Ich wollte auch einigermaßen schnell laufen, das verstärkte noch das Gefühl, dass heute ein besonderer Lauf sei. Ich lief zuerst die Promenade „An der Unteren Alten Donau“ hinunter. Beim Strandcafe kam mir wieder der unvergleichliche Duft entgegen. Hier werden zu jeder Jahres- und Tageszeit Spareribs gegrillt, etwas, was den Hunger, wenn man sich nach einen langen Lauf nach Hause quält, noch wesentlich verstärken kann.

 

Es war ganz witzig, hier zwischen den vielen Sonntagssparziergehern durch zu hecheln. Nach 3 km war der untere Umkehrpunkt, der Seestern erreicht. Nun ging es auf der anderen Seite zurück. Im Prinzip ist es hier noch immer verkehrsfrei, kurze Stücke muss man aber auf Gehsteigen verkehrsberuhigter Straßen laufen.

 

Danach kam ich am Polizeisteg vorbei. Dieser verbindet das Ufer mit einer Halbinsel in der Alten Donau, auf der unter anderem auch das namensgebende Polizeistrandbad angesiedelt ist. Auf ihm haben in der Fernsehserie „Kaisermühlenblues“ die Bezirksräte Gneisser und Schoitl immer ihre Parteigrenzen überschreitenden Absprachen ausgemauschelt. Danach kommt man zur Brücke zum Gänsehäufel, wo einst der Naturapostel Florian Berndl sein erstes als Weidenzucht getarntes Freibad einrichtete. Nach Überquerung des vorgelagerten Parkplatzes bog ich von meiner üblichen Laufrunde ab um am Kaiserwasser weiter zu laufen. Vorbei am Gemeindebau „Göthehof“, von dem aus auch der Grünpolitiker Peter Pilz die Aussicht aufs Wasser genießt, kam ich zum neuen Hotel Kaiserwasser und bog für ein kurzes Stück auf die stark befahrene Wagramer Straße ein. Der Verkehr ist auch der Grund, warum ich hier normalerweise nicht laufe.

 

Alte Donau

Durch eine Wohnsiedlung kam ich wieder zurück zu meiner Standard­lauf­strecke am Fischerstrand. Zum Glück sprang an der Kreuzung mit der Wagramer Straße die Ampel gerade auf grün und ich konnte ohne Unterbrechung die Obere Alte Donau in Angriff nehmen. Nun ging es auf der Arbeiterstrandbadstraße weiter. Eigentlich ist hier immer einiges an Verkehr, aber man läuft auf einem breiten Gehsteig, der durch Radweg und Parkstreifen von der Fahrbahn getrennt ist. Aufgrund des vielen Grüns der Badeanlagen auf der einen und des Donauparks auf der anderen Seite der Straße ist das Ganze angenehmer zu laufen, als man eigentlich glauben könnte. 1892 hatte der Wiener Verkehrsplaner Anton Waldvogel hier noch eine gigantische Hafenanlage mit mehreren Hafenbecken geplant. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges ist die Umsetzung dieser Pläne vorerst einmal etwas hintangestellt worden. Eine der wenigen positiven Auswirkungen des Kriegs. Aber ich schweife ab.

 

Hier ist auch die Laufstrecke des Wien Energie Halbmarathons, der aus drei Runden um die Obere Alte Donau besteht. Dieser Lauf brachte mich einst zu dem, was ich als Langstreckenlauf bezeichne. Über den Bahndammweg und unter der Schnellbahn durch kam ich nun zum Wasserpark. Dass es hier eine Graureiherkolonie mitten in der Stadt gibt finde ich ganz toll. Dass sich seit kurzem auch Biber hierher verirren und die altehrwürdigen Bäume anknabbern finde ich allerdings weniger ein Zeichen für intakte Natur, sondern als Bedrohung einer innerstädtischen Erholungszone.

 

Nach dem Wasserpark kann man weiter großteils auf einem, die Straße „An der Oberen Alten Donau“ begleitenden, Weg laufen. Nur beim Gasthaus Birner, einer weiteren Wiener Attraktion, muss man für ein kurzes Stück auf die Straße hinaus. Ich konnte zum Glück immer noch recht flott laufen. Den Versuch, die Runde unter einer Stunde zu schaffen musste ich aber aufgeben. So verausgeben würde ich mich vielleicht nur in einem Rennen können. Das letzte Stück musste ich wieder am Gehsteig laufen. Nach 1 h 05 min kam ich wieder zum Ausgangspunkt zurück und konnte ruhig nach Hause austraben.

 

Die Alte Donau unter einer Stunde zu laufen kann ich mir ja noch aufheben, wenn ich wieder einmal Sehnsucht nach einem Seelaufprojekt habe und nirgends hinkomme.