Wie alles begann
Wasser ist Leben. So pathetisch wollte ich jetzt gar nicht beginnen. Es soll nur ein Versuch sein zu erklären, dass nicht nur Leben ohne Wasser unmöglich ist, sondern dass es mich auch immer wieder zu Wasser hinzieht. Das beruhigende Gurgeln eines Baches, das unaufhaltsame Dahinfließen eines mächtigen Stromes, ein spektakulärer Wasserfall, ein Urlaub am Meer oder das Bad in einem See, das alles sind Dinge, die einen beeindrucken können oder das Leben verschönern. Natürlich gibt es auch die Kehrseite der Medaille: die zerstörerische Kraft, Überflutungen, Tsunamis. Aber auch das gehört zum Leben.
Ebenso hat mich immer das Laufen fasziniert. Warum weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht weil es die ursprünglichste und natürlichste aller Sportarten ist. Laufen musste der Mensch schon immer. Kämpfen zwar auch, aber da bin ich nicht so ganz der Typ dazu. Laufen kann man überall, ohne besondere Ausrüstung und ohne Mitspieler. Es ist nun also nahezu aufgelegt, Wasser und Laufen miteinander zu verbinden.
Als Kind versuchte ich mich schon als Läufer. Die Herausforderung war dabei weniger möglichst schnell zu sein, sondern längere Strecken schaffen zu können. Da mein unmittelbares Wohnumfeld eher gebirgig als flach war und ich von Ausdauertraining keine Ahnung hatte blieb von dieser Phase nur der Wunsch nach Laufen.
Den nächsten Versuch startete ich, nachdem ich mein Studium beendet hatte, sozusagen als Belohnung für die Mühe und als Möglichkeit, bis zum Beginn einer Berufstätigkeit die Zeit sinnvoll zu nützen. Erstmals schaffte ich es nun auch, längere Strecken zu laufen. Trotzdem blieb das Laufen mehr ein gelegentlicher Spaß als eine Leidenschaft.
Spätestens zum Einsetzten der Midlife Crisis will man aber gewisse Dinge auch ordentlich machen. Der Prüfpunkt für einen Hobbylangstreckenläufer ist sicher der Marathon. So begann ich 2004 regelmäßig und längere Strecken zu laufen und gezielt zu trainieren. Mit dem Vienna City Marathon 2005 hatte ich zwar das Ziel Marathon erreicht, doch war das letzte Drittel des Laufes für mich nicht mehr besonders lustig gewesen und die Zeit auch weit über den angestrebten vier Stunden. Aus dem „einmal im Leben einen Marathon laufen“ wurde also recht schnell „einmal im Leben einen ordentlichen Marathon laufen“. Was soll ich sagen, der Laufvirus hatte mich befallen.
Laufschuhe waren nun auch bei Reisen immer dabei. Und da Urlaube wie oben beschrieben vorzugsweise ans Wasser und in Österreich eben an Seen führten, war bei der Suche nach Laufstrecken schnell das jeweilige Seenufer gefunden. Um irgendetwas herumzulaufen ist die naturgegebenste aller Laufstrecken. Die Laufroute definiert sich hier gewissermaßen von selbst. Läuft man um ein Gewässer kann man im Normalfall nicht abkürzen. Bei Flüssen funktioniert das zwar auch, wenn man die beiden Flussufer zwischen zwei Brücken beläuft. Bei Seen ist das aber noch mal eine Spur klarer definiert. So wurde also von mir hin und wieder der eine oder andere See umrundet.
Nach ein paar „erfolgreichen“ Jahren wollte ich die Laufschuhe noch immer nicht an den Nagel hängen. Mir wurde aber klar, dass ich mich mit fortschreitendem Alter zeitmäßig kaum mehr verbessern konnte. Ich war also innerlich auf der Suche nach einer anderen Herausforderung. 100-km-Läufe, 24-h-Läufe, Bergultras kamen für mich nicht in Frage. Ich bin kein Extremsportler und sehe auch meine Seenläufe nicht als besondere sportliche Großtat an. Es fehlte mir dafür die Zeit, die Verbissenheit, die Lust mich so richtig zu quälen und natürlich auch das Talent. Laufen sollte für mich immer nur ein mit Freude betriebenes Hobby bleiben.
Spätestens mit der Umrundung des Wolfgangsees im Rahmen des Internationalen Wolfgangseelaufes, immerhin schon ein recht großer österreichischer See, dachte ich daran, nicht nur einzelne sondern alle österreichischen Seen laufend umrunden zu können. Das war für mich ein sehr logisches Laufprojekt. Es ist mir eigentlich unklar, warum das nicht mehrere machen, vielleicht bin ich sogar der Erste, der das versucht hat.