Klopeiner See 15. August 2008

 

Bei unserer Rückfahrt von Vorarlberg legten wir einen Zwischenstopp in Kärnten ein. Eigentlich sollte dadurch die Fahrtdauer etwas erträglicher gestaltet werden. Nicht bedacht hatte ich aber, dass der Klopeiner See nicht in der Mitte, sondern schon viel näher zu Wien liegt und dass Kärnten eigentlich ein Umweg ist. So war die erste Teiletappe fast so lang, wie der direkte Weg nach Wien auch gewesen wäre und wir waren nach einem Tag auf der Straße ziemlich gerädert. Aber ein kurzer Sprung in den See ging sich jedenfalls noch aus.

 

Der Klopeiner See war auch schon mal rechtlich ein Umweg. Der Volksgruppenpolitiker und Rechtsanwalt Rudolf Vouk hatte durch eine absichtliche Geschwindigkeitsübertretung in der Gemeinde St. Kanzian am Klopeiner See und anschließender Selbstanzeige ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes ausgelöst, wonach in Gemeinden mit mehr als 10 % slowenisch sprechenden Einwohnern zweisprachige Ortstafeln aufzustellen sind.

 

Die beschämende Tatsache, dass dieses Erkenntnis noch immer nicht umgesetzt ist, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass wir hier in einer Ecke des Landes sind, wo auch schon Seen umbenannt worden sind. So wurden am Sablatnigsee vom Deutschen Turnerbund Grundstücke aufgekauft und ein Jugendlager eingerichtet. Seit der Zeit des Nationalsozialismus heißt dieser See nunmehr Turnersee. Aber ich schweife ab.

 

In der Reiseplanung war natürlich die Tatsache nicht unentdeckt geblieben, dass am 15. August nicht nur der Lauf rund um den Klopeiner See, sondern auch der Lauf rund um den Pressegger See stattfand. Zwei Bewerbe an einem Tag, das wäre ja mal was gewesen. Beide Rennen wären sich auch ausgegangen, eines am Vormittag, das andere am Nachmittag. Aber das hätte wieder drei Stunden zusätzliches Auto fahren bedeutet und nach der beschwerlichen Anreise war mir bald klar, diesmal nur den einen See zu umrunden.

 

Klopeiner See

Am nächsten Tag war wieder schönes Badewetter und wir verbrachten den Tag im hoteleigenen Strandbad. Ich machte mit den Kindern natürlich bei allen Blödheiten mit. So versuchte ich zum Beispiel auch, einen riesigen Schwimmkraken zu besteigen, was auch gelang. Irgendwann rutschte aber Felix von oben ab und riss mich mit in die Tiefe. Ausgelöst durch den Versuch mich festzukrallen bekam ich plötzlich einen Krampf in der Wade. Zum Glück war der See an dieser Stelle nicht tief, ich konnte noch stehen und versuchte sofort, mit beiden Händen den verkrampften Muskel zu lockern. Was ich zu greifen bekam war aber nicht mehr ein länglicher Wadenmuskel, sondern eine kugelrunde, steinharte Knolle.

 

Das konnte ja super werden. Ich spürte natürlich den Krampf noch lange, da ich ihn aber schon sehr früh erwischte und wegmassieren konnte, war Ärgeres abgewendet worden. So ein winziges 5,2 km Rennen am nächsten Tag würde jedenfalls gehen. Ich beschloss, mit Conny eine Proberunde um den See zu drehen. Das Bein tat beim Laufen auch nicht mehr weh als beim Liegen, also sprach nichts gegen eine Teilnahme am Lauf rund um den Klopeiner See.

 

Am Renntag war das Wetter schon etwas schlechter. Es gab Unwetterwarnungen, ein Tief, das von Italien heraufzog hatte dort schon etliche Schäden angerichtet. Manchmal kam noch die Sonne durch, dann wurde es irrsinnig schwül, dann kam wieder plötzlich Wind auf, der uns schon Böses erwarten ließ. Es herrschte irgendwie ein bisschen eine Endzeitstimmung. Als sich Conny und ich für den Lauf nachmeldeten, erzählte uns der Veranstalter, dass das Zeitnehmerteam, welches soeben vom Pressegger See hierher übersiedelt war, dort Dauerregen erlebt hatte. War ich froh, dass ich dafür nicht extra hingefahren war.

 

Als wir dann am Start standen, war aber klar, dass das Wetter aushalten würde. Mittlerweile hatte sich die übliche Wettkampfnervosität, oder besser gesagt Vorfreude eingestellt. Ziele hatte ich keine besonderen, einfach moderat angasen. Den ersten Kilometer von der Strandpromenade hinein ins „Zentrum“ von Klopein erwische ich gleich ganz gut das Tempo. Dann ging es leicht bergauf am Südufer entlang, da wir das aber am Vortag schon getestet hatten, konnte ich mir das Tempo recht gut einteilen. Hinunter nach Unterburg, wo auch unser Hotel stand, ließ ich es schön laufen. Der See war zumeist schön im Blickfeld, eine würdige Seenumrundung.

 

Jetzt war ich neugierig, ob die Kinder, dir wir nicht zum Mitlaufen bewegen konnten, zumindest ein bisschen Anfeuern würden. Sie standen zwar nicht an der Strecke, hatten aber zumindest kurz ihr Computerspiel unterbrochen und winkten vom Balkon.

 

Jetzt konnte ich schön langsam mein Tempo ins Ziel steigern. Da ich mich leicht verschätzt hatte, zog es sich doch noch ein wenig, aber so kam wenigstens die Anstrengung zu Stande, die man für ein Rennen braucht. Auf einen Zwölfjährigen, der die ganze Zeit vor mir gerannt war, konnte ich so aufschließen. Als er mich aus dem Windschatten auftauchen sah, erschrak er und wurde plötzlich schneller. Ich hatte ja erwartet, dass eine drohende Überholung noch mal Kräfte bei ihm auslösen würden und ich hatte auch gewusst, dass ich einem jugendlichen Zielsprint nichts entgegen setzen will und kann. Aber diese plötzliche Explosion war dermaßen stark, dass ich schon fast lachen musste. Ich war ja schon einigermaßen an der Grenze, aber bei dem Buben müssen ja noch irre Reserven vorhanden gewesen sein.

 

Mit der Zeit, knapp 23 min, war ich ganz zufrieden. Nach dem ersten Verschnaufen ging ich Conny entgegen, die auch schon bald kam. Sie blieb unter einer halben Stunde, was auch ihr Ziel war. Jedenfalls hatte sie damit einen Mann, mit dem sie vorher geplaudert hatte und der schon zum vierten Mal an der 30 min Grenze gescheitert war, abgehängt. Da wir mit unseren Zeiten von Siegerehrungen völlig unbeleckt blieben, konnten wir ungestört zum Nachtmahl ins Hotel.

 

Zum Schluss wurde ich dann doch noch etwas nervös. Wenn schon nicht Pressegger See, dann könnte ich zumindest noch den Turnersee und den Kleinsee umrunden. Beide stehen zwar wegen Kleinheit nicht auf meiner Liste, aber eine Umrundung, wenn ich schon ganz in der Nähe war, könnte ja nicht schaden. Den Turnersee, der es nur knapp nicht auf die Liste geschafft hatte, habe ich, so glaub ich zumindest, schon einmal, bei unserem ersten Urlaub in der Gegend 1999, umrundet. Davon gibt es aber keine Aufzeichnungen und darum gilt es auch nichts. Jetzt hätte ich es noch offiziell machen können. Am nächsten Morgen vor unserer Abreise regnete es aber endlich und ich hatte überhaupt keine Lust mich dafür aus dem Bett zu quälen. Wofür habe ich denn eine offizielle Liste?