Lünersee 11. August 2008

 

Wieder einmal musste ein Familienurlaub daran glauben, um an meiner Seenliste zu arbeiten. Die Kinder wollten ins Ravensburger Spieleland, ich die Vorarlberger Seen umrunden. So reisten wir mit dem Autoreisezug nach Feldkirch und schlugen das Quartier im Bregenzerwald auf. Damit konnte beides erreicht werden. Statt die Bregenzerwald-Karte und ihre gratis Seilbahnen auszunutzen, fuhren wir durch das Brandnertal und mit der Lünerseebahn bis auf fast 2000 m.

 

Vor Jahren, als junger Bub möcht ich fast sagen, bin ich einmal mit Freunden durch Österreich geradelt. Endstation war damals Bludenz. Nach der Überwindung des Arlbergs fiel mir am Abend aber nichts Besseres ein, als noch das namensgebende Tal meiner (damals noch Freundin) Frau hinaufzuradeln. Als wir diesmal mit dem Auto bis zum Talschluss fuhren, erstarrte ich fast vor meiner damaligen sportlichen Leistung. Gegen dieses Bergfahren ist mein heutiges Laufen jedenfalls nur Pipifax.

 

Der Lünersee ist der höchstgelegene See in meiner Liste. Er ist einer der Seen, der trotz Stauhaltung als natürlicher See gilt, weil eben schon vorher was da war. Er hat nur einen sehr geringen Zulauf. Eine wirtschaftliche Nutzung durch die Illwerke AG ist daher nur als Pumpspeicherwerk sinnvoll. Möglicherweise wäre der See ohne Stauhaltung inzwischen gar nicht mehr vorhanden. Seit Beginn der Wasserkraftnutzung wurden immer wieder Abdichtungsmaßnahmen durchgeführt, ohne die der See vielleicht schon versickert wäre. Aber ich schweife ab.

 

Am Talschluss des Brandnertals ging es mit der Lünerseebahn weiter. Die Anreise mit der Seilbahn zu einem Lauf war einmal eine neue Erfahrung. Bei der Mittelstütze, wenn die Gondel zu schwingen beginnt, gab es das übliche „Uah!“ der Fahrgäste. Diesmal war es aber noch ein bisschen heftiger. Eine junge deutsche Touristin schmiss offensichtlich die Nerven, drohte ihrem Begleiter, der sie nicht vorgewarnt hatte mit Scheidung und sorgte so für Heiterkeit in der Kabine.

 

Oben angekommen zog ich mich am WC der Douglashütte um. Die ursprüngliche Hütte, die erste Alpenvereinshütte Vorarlbergs, wurde durch das Aufstauen des Sees überflutet und daher eine Nachfolgerin neben der Staumauer neu aufgebaut. Conny fragte mich, ob ich mir eh nicht komisch vorkommen würde, mir hier die Laufklamotten anzuziehen und unter all den Bergwanderern herum zu joggen. Schon, aber man muss eben tun, was man tun muss.

 

Lünersee

Die Route um den See war ungefähr 6 km lang. Geplant war das ganze so, dass Conny mit den Kindern einmal um den See wandert. Wenn ich ca. doppelt so schnell wäre, könnte ich währenddessen zweimal um den See laufen und hätte so eine schöne Trainingseinheit. Besonders schnell würde ich aber nicht sein. Beim Besuch des Ravensburger Spielelands am Vortag musste ich nach Wunsch der Kinder auch beim Bullenreiten mitmachen. Da ich natürlich auch dabei ehrgeizig war, hatte ich vom Schenkel zusammenpressen nicht nur einen Muskelkater, sondern auch Abschürfungen am Knöchel.

 

Ich ging es also gemütlich an. Am Westufer des Sees gab es einen schönen Wanderweg. Etwas steinig vielleicht, aber trotzdem wie erwartet schön zu laufen. Bald wurde es aber immer welliger und glich eher einem hochalpinen Steig. Die Kommentare der doch recht zahlreich vertretenen Wanderer hielten sich in Grenzen. Nur gelegentlich hörte ich so was wie „das sind sowieso die Ärgsten, die am Berg herumrennen“. Ich sah das als Anerkennung.

 

Das letzte Stück wurde dann ziemlich steil und ich hatte zu kämpfen um nicht ins Gehen zu verfallen. Ich will ja die Seen umlaufen und 6 km werde ich ja wohl noch irgendwie schaffen. Hinunter zur Staumauer lief ich dann vorsichtig und konzentriert, aber wieder lockerer. Bei der Douglashütte hatte ich meine Runde beendet.

 

Mir war bald klar, dass das mit der Zeitschätzung nicht stimmen konnte. Das schöne Wetter und die fantastische Landschaft würden die Kinder sicher zu mehreren ausgiebigen Stopps am Wasser einladen. So hoffte ich, dass ich sie auf meiner zweiten Runde bald einholen würde. Ich könnte dann elegant meinen Lauf beenden und würde mir die Steigungen ein zweites Mal ersparen. Schon vor der Hälfte wurde ich von meiner Familie mit Trinkflasche empfangen.

 

Paula fragte mich noch, ob ich auch auf die kleine Halbinsel gelaufen sei, weil das müsste ich ja auch machen, wenn ich das ganze Ufer ablaufen will. Naja, muss ich nicht, eine halbwegs vernünftige Route um den See, um auf laufbaren Wegen zu bleiben, ist schon zulässig.

 

Das zweite Mal zurück auf der Douglashütte gab es dann die verdiente Stärkung und auch ein Bier-im-Ziel, aber nur ein kleines, ich musste ja noch Auto fahren.

Lünersee