Mondsee 27. September 2008

 

Wie schon beim Wolfgangsee und beim Mattsee nutzte ich die Möglichkeit, das Abholservice für meine Mutter von ihrem mittlerweile Stammurlaubsquartier im Weißen Rössel für eine Seeumrundung zu nutzen. Die Kinder blieben diesmal bei den (anderen) Großeltern. Conny und ich reisten am Samstag an. Eine kleine (Vor-)Mittagsrast machten wir in Windischgarsten. Irgendwas musste ich ja vor meinen Longjog essen und zu knapp vorher und zu schwer sollte es nicht sein.

 

In Windischgarsten wurde gerade der Start- und Zielbereich für einen Marktlauf aufgebaut. Uns fröstelte zwar, weil das Wetter ziemlich grauslich war, aber die Lust auf Laufen stieg schon hoch. Später sollte ich recherchieren, dass es gut war, dass ich hier nicht mitgelaufen war, denn mit meiner Zeit hätte ich mich dort ziemlich blamiert. Da waren nur Vereinsläufer dabei.

 

Dann ging es weiter. Auf der Westautobahn besserte sich das Wetter ein wenig und endlich lag der Mondsee vor uns. Jetzt war ich richtig geil drauf, diese Wasserfläche zu bezwingen. Der Mondsee ist ja einer der wenigen Seen im Privatbesitz. Sonst trifft das nur noch auf den Neusiedlersee (hauptsächlich Esterhazy) und den Irrsee (örtliche Fischereigemeinschaft) zu. Die anderen, immer wieder genannten Seen im Privatbesitz gehören irgendwelchen Gemeinden und das ist ja nicht wirklich privat. In den Schlagzeilen war der See zuletzt, weil die Eigentümerin, Nicolette Waechter, den See „an einen Liebhaber“ um kolportierte 16 Mio. € verkaufen wollte. Wäre schon lustig, seinen eigenen See zum Umrunden zu haben, aber das wäre mir dann doch zu viel. Aber ich schweife ab.

 

Mondsee

Wir bezogen unser Quartier etwas außerhalb des Orts Mondsee. Da von dort der Zulauf etwas unbequem war, entschloss sich Conny, nicht wie ursprünglich gedacht ein Stückchen mit zu laufen, sondern stattdessen gleich die Stadt zu besichtigen. Also machte ich mich allein auf die (Lauf-)Socken.

 

Mittlerweile war ich ja wieder einmal in einer Marathonvorbereitung. Hatte ich vor einem Monat am Bodensee noch einen möglichst kurzen Weg, den See zu belaufen gesucht, konnte es mir diesmal nicht lang genug werden. Der Lauf sollte der letzte Longjog vor dem Marathon werden und da mussten schon unbedingt mehr als 30 km her. Die Seenrunde war so zwischen 25 und 26 km, je nachdem wie ich den Weg finden würde. Für Zu- und Ablauf kämen noch mal ca. 3 km dazu. Ich nahm mir also vor, halt hintennach noch ein bisschen weiter zu laufen, damit ich schön über drei Stunden käme, dann sollte es bei einem gemütlichen Longjog-Tempo schon passen.

 

Ich lief also zuerst zum See hinunter. Da musste ich schon das erste Mal auf meine Karte schauen, weil ich nicht gleich den Weg durch die Wohnsiedlung (Schwarzindien) fand. Aber bald schon sah ich Wegweiser für einen Radweg und die sind erfahrungsgemäß recht gut zu nutzen. Weiter ging es etwas abseits des Sees unter der Bundesstraße durch. Eigentlich wollte ich ja seenah an der Straße bleiben, aber der Weg schien mir gemütlicher. Bei der nächsten Kreuzung musste ich schon wieder auf die Karte schauen. Bei der übernächsten fragte ich eine Frau, wie man wieder zum See kommt. „Wo wollen Sie denn hin?“ „Um den See herum.“ Ich dachte mir, jetzt kommt ein erschrockenes: „Das ist aber schon weit.“ Aber die Frau erklärte mir ungerührt, dass es diesfalls günstiger wäre, über St. Lorenz zu laufen, dann käme ich wieder auf die Bundesstraße, ab dort gebe es einen Radweg. Offensichtlich machte ich nichts Außergewöhnliches.

 

Die Aussicht auf einen Radweg freute mich schon. Ich befürchtete nämlich, dass ich die meiste Zeit auf der Fahrbahn hätte laufen müssen. Immerhin ist der Mondsee einer der Seen, der am besten rundherum mit Uferstraßen erschlossen ist. An der Bundesstraße war es dann wirklich schön zu laufen. Hier ging es eng zwischen Drachenwand und See durch. Durch den Verkehr war es zwar zeitweise etwas laut, für Motorradfahrer war dies offensichtlich auch eine beliebte Strecke, aber landschaftlich war es sehr reizvoll. An Wassersportlern sah man nur noch Angler.

 

In Scharfling entdeckte ich im Vorbeilaufen das Bundesamt für Wasserwirtschaft. Dunkel konnte ich mich erinnern, dass ich bei meiner Suche nach einer offiziellen Seenliste im Internet auch hier vorbei geschaut hatte. So gab es jetzt ein Wiedersehen in Echt. Über ein kleines Brückerl lief ich über die Bundeslandgrenze nach Salzburg, bald darauf kam die Abzweigung Richtung Unterach auf die Süduferstraße. Hier gab es keinen Radweg mehr, der Verkehr war aber nicht so dicht, sodass das Laufen keine Probleme machte.

 

Kurz darauf kam der Kienbergwandtunnel. Dieser steht seit 2004 in Betrieb und ersetzt die alte Strecke aus einem kurzen Tunnel und einer Halbbrücke, die aufgrund ständigen Steinschlags zu gefährlich wurde. Für Fußgänger (Läufer!) und Radfahrer gibt es hier nun einen eigenen Tunnel, der sehr ufernah verläuft und immer wieder durch Galerien und Fenster aufgelockert ist. Insgesamt ergibt sich eine ca. 1 km lange sehr interessante Laufstrecke unter Dach.

 

Kurz nach dem Tunnel sah ich im See einen markanten Felsbrocken mit einem Kreuz drauf. Das erinnerte mich ein bisschen an die versunkene Kirche im Reschenstausee. Ich blieb stehen und machte mit dem Handy ein Foto. Weiter ging es auf einer sehr schönen Strecke ganz knapp am See. Ich freute mich schon auf den südöstlichsten Zipfel in Wiesenau, hier hätte ich ca. die Hälfte und es ging wieder zurück.

 

Irgendwann merkte ich, dass ich eines meiner Trinkflascherln aus dem Gurt verloren hatte. Erinnerte mich irgendwie an den Bodensee. Was sollte ich tun? Zurücklaufen und suchen? Es könnte ja schon lange verloren sein. Daher lief ich weiter und passte aber jetzt mehr auf, den Ausfall einer Flasche konnte ich je verkraften, dann würde es aber trocken werden.

 

Durch die kleinen Orte am Ostufer ging es ein bisschen auf und ab. Dafür gab es jetzt auch wieder Gehsteige. Dann kam ein unberührteres Uferstück, der See lag jetzt wunderbar in der Herbstsonne vor mir. Bald kam das Hotel Seehof in Sicht. Zuvor hatte ich mir überlegt, dass es natürlich auch verlockend gewesen wäre, hier im 5-Stern-Luxus zu nächtigen, aber natürlich irgendwie unnötig teuer. Jetzt kam mir das Hotel aber ganz normal vor.

 

Um den Geißberg herum konnte man abseits der Straße schön am Ufer bleiben. An einigen giftigen Steigungen merkte ich, dass ich doch schon ein paar Kilometer in den Beinen hatte. Bergab spürte ich, dass mein Pulsgurt langsam locker wurde. Ich weiß, dass es dann nervig wird, wenn ich ständig herumzupfen muss. Also entschloss ich mich, dem ein Ende zu setzen, blieb stehen, legte Jacke, Tasche und Trinkgürtel ab, stellte den Brustgurt enger und zog mich wieder an. So viel Zeit muss für ein besseres Laufgefühl schon sein.

 

Zurück an der Bundesstraße wurde der Verkehr dichter, es gab aber bald wieder einen begleitenden Geh- und Radweg. Ich sah das (Orts-)Schild „Warte am See“, lief aber trotzdem weiter. Bald kam die Autobahn mit der bekannten Raststelle in Sicht. Endlich war Mondsee erreicht. Ich bog in die Seepromenade ein. Ich lief unter einem Kastanienbaum durch, daneben stand eine Frau und lächelte verlegen. Plötzlich regnete es Kastanien, ihr Kind saß am Baum und schüttelte gerade kräftig.

 

Mondsee

Nun kam ich wieder an meinen Ausgangspunkt zurück und war bis jetzt gute zweieinhalb Stunden unterwegs. Das einfachste schien mir nun, einfach eine zweite Runde zu beginnen, nach 10 min umzudrehen, zurück und die Steigung hinauf zum Hotel zu laufen. Irgendwelche neuen Wege zu suchen, mich vielleicht verirren und unnötige Höhenmeter machen wollte ich jetzt auch nicht mehr. Das Gefühl, nach einer großen Seenrunde gleich eine zweite anzuhängen war aber schon komisch.

 

Die letzte Steigung konnte mir dann auch nichts mehr anhaben. Zu Hause hatte ich das gute Gefühl, den letzten Longjog vor dem Graz-Marathon gut hinter mich gebracht und wieder einen der größeren Seen geschafft zu haben. Das Laufgewand konnte auf dem Balkon angesichts der aufkommenden abendlichen Herbstfeuchtigkeit kaum mehr trocknen. Im Badezimmer roch es aber bald unerträglich. Da half nun noch, es luftdicht in einem Plastiksack zu verpacken und auf eine baldige Waschmaschine zu hoffen.