Keutschacher See 23. Juni 2010

 

Ich fuhr wieder zurück Richtung Klagenfurt und bog in das parallel zum Wörther See liegende Keutschacher 4-Seental ein. Von den vier Seen ist nur einer, nämlich der Keutschacher See, groß genug, die anderen drei, der Hafnersee, der Rauschelesee und der ..., ja wie heißt er denn jetzt der vierte, sind viel kleiner. Die vier Seen liegen in einem „Tal“, trotzdem sind sie durch eine Wasserscheide getrennt. Hafnersee und Keutschacher See entwässern über den Reifnitzbach nach Norden in den Wörther See. Die hinter einem fast unmerkbaren Höhenrücken gelegenen Baßgeigensee, ja so heißt der vierte immerhin 0,02 km2 große See und der Rauschelesee fließen über den Viktringbach unterhalb des Wörther Sees in die Glanfurt.

 

Keutschacher See

Gleich am Beginn des Sees bog ich in eine Nebenstraße, parkte bei einem Wirten und zog mir ein frisches Laufgewand an. Wasser brauchte ich diesmal nicht mitnehmen, so weit würde die Runde schon nicht werden. Ich lief los und hatte schon nach 5 m das unwiderstehliche Bedürfnis ins Gehen zu verfallen. Nach 50 m blieb ich tatsächlich stehen, weil ich den Weg suchen musste. Offensichtlich hatte ich mich vor dem Start nicht richtig orientiert wo ich war. Dann ging’s über einen kleinen Feldweg zur Straße die zur Rückseite des Sees führte. In einem weiten Bogen ging’s in der prallen Sonne leicht bergauf.

 

Die Straße endete bei einer großen FKK-Anlage. Die Camper waren aber alle artig versteckt. Am Keutschacher See gibt es insgesamt vier FKK-Anlagen. Hier ist Europas größte FKK-Revier an einem Binnensee. Wenn man noch bedenkt, dass weitere 70 % der Gemeindefläche unter Naturschutz stehen, bleibt eigentlich nicht mehr sehr viel für angezogenen Bewohner übrig. Bei den Naturschutzgebieten handelt es sich um Flächen die unter der Aufsicht der Ramsar-Konvention stehen, ein Programm zum Schutz von Moor- und Feuchtgebieten. Um das Zuwachsen der Moore zu verhindern, wurden auch schon Westungarische Wasserbüffel eingesetzt, die alles fressen und niedertreten sollen was untypisch für diese Landschaftsform ist. Weiters werden die Flächen regelmäßig entkusselt, das heißt nicht, dass sich küssende Liebespaare vertrieben werden, sondern das ist der Fachausdruck für das Entfernen von aufkommenden Gehölzen. Aber ich schweife ab.

 

Weiter ging es in einen schattigen Waldweg an der Hinterseite des Sees. Mein Schritt war schon schön schlapfig, aber irgendwie gelang es mir, mich auf den Beinen zu halten. Am Ende des Waldweges kam ich an einer weiteren Campinganlage vorbei. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass die Runde doch ein wenig mehr als die erhofften 5 km werden würde. Auf der Zufahrtsstraße dieser Campinganlage gelangte ich wieder zurück zur Hauptstraße.

 

An der Straße trottete ich wieder zurück und erkannt zum Glück bald die Abzweigung, in die ich vor einer knappen Stunde mit dem Auto abgebogen war. Jetzt nur noch ein paar Meter und der dritte See meiner Kärntner Lauftage war erledigt. Nach einer kurzen Verschnaufpause machte ich mich wieder auf den Weg, blieb aber noch einmal stehen, um ein Beweisfoto zu schießen. Das hätte ich ja fast vergessen, nicht auszudenken, vielleicht hätte ich den See gar noch einmal laufen müssen.

 

Über Reifnitz fuhr ich entlang meiner gestrigen Laufstrecke wieder zurück nach Klagenfurt. Im Hotel freute ich mich schon auf die Dusche und wusch auch meine Laufkleidung notdürftig aus. Da ich ja wieder einmal um ein Mittagessen umgefallen war, „aß“ ich erstmals nicht bei einem Rennen mein letztes Gel, das ich mir nach Kärnten mitgenommen hatte. Ich brauchte es sowieso nicht mehr und meinen Mineralstoffhaushalt würde es nach den vergangenen Schwitzpartien auch nicht schaden.

 

Dann begab ich mich wieder zum Public Viewing auf den Neuen Platz und lernte beim WM-Spiel Slowenien gegen England auch einen Kärntner kennen, der ein völlig unverkrampftes Verhältnis zu Slowenen hatte, zumindest beim Fußball. Hier gab es auch endlich was Ordentliches zu essen, statt dem ewigen Wasser und der Weltraumnahrung der letzten Stunden.

 

Einen weiteren Programmpunkt hatte ich noch an diesem Abend. Im ORF-Theater wurden die Tage der deutschsprachigen Literatur eröffnet. Neben sehr launigen, niveauvollen Reden stellte ich auch fest, dass es sehr klug war, beim Public Viewing nicht übermäßig viel gegessen zu haben, denn es gab danach ein sehr gutes Buffet und ich konnte meine Kohlehydratspeicher wieder ausgiebig auffüllen. Auch hier gab es Monitore, auf denen noch der Rest des Abendspiels zu sehen war und es bewahrheitete sich wieder eine alte Fußballweisheit: „Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnen die Deutschen.“