Faaker See 7. Juni 2011

 

Jetzt hatte ich schon einen See umrundet und es war erst knapp nach 10 Uhr, also noch viel zu früh, um schon nach Hause zu fahren. Zur Auswahl stand noch der Grundlsee, das wäre aber ein bisschen viel Umweg gewesen, der Ossiacher See, da gäbe es einerseits auch einen Wettkampf und andererseits wäre er mir jetzt fast zu lang und der Faaker See, gegen den sprach nur die potentielle Wettkampfmöglichkeit. Ich entschied mich gewissermaßen für das kleinere Übel, lies so wie am Pressegger See den Wettbewerb sausen und fuhr an den Faaker See.

 

Ich parkte direkt beim Strandbad in Faak am See. Zum Glück hatte ich noch genug trockenes Laufgewand mit. Nach der Hetzerei am Pressegger See wollte ich nun zum Abschluss meiner zweiten Kärntner Lauftage nur noch gemütlich auslaufen. Ich startete Richtung Ostufer. Ich musste zuerst an der Straße entlang, die hinter Wohnsiedlungen und Campingplätzen fernab des Sees verlief. Ich kam mir vor wie am Ponysee. Dieser Siedlungsverein an einer ehemaligen Schottergrube in Wien mag zwar für die Anwohnern idyllisch gelegen sein, für den Außenstehenden sind aber lediglich ein paar Hausgiebeln hinter Thujenhecken zu erkennen.

 

Nach einem Kilometer kam ich an eine Straßensperre. Ich dachte zuerst schon, dass heute möglicherweise ein Radrennen oder Ähnliches stattfinden würde, ich also unverhofft doch noch in einen Wettkampf geraten würde, merkte aber bald, dass lediglich Asphaltierungsarbeiten durchgeführt wurden. Zum Glück konnte ich zumindest als Fußgänger an der Baustelle vorbei. Wesentlich schöner wurde es dadurch aber auch nicht. Kurz darauf begann es wieder einmal zu regnen. Da es aber nicht all zu kalt war und ich ohnedies nur eine kurze Runde vor mir hatte, konnte mir das auch nichts mehr anhaben.

Faaker See

 

Kurz vor Egg am Faaker See bekam ich das erste Mal richtig den See zu Gesicht. Im Regen verschwommen hatte ich nun auch Blick auf die Insel im Faaker See. Gerne hätte ich jetzt gesagt, dass diese Insel Österreichs größte Insel ist. Aber so einfach ist das leider nicht. War es schon schwierig eine offizielle Seenliste zu finden, über Inseln findet man praktisch so gut wie gar nichts. Das ist aber auch kein Wunder, ist Österreich ja nicht unbedingt für seine Inseln bekannt. Ich habe mir trotzdem mal die Mühe gemacht, Inseln zu suchen und habe gut 60 Stück gefunden, die zumindest einigermaßen den Namen verdienen. Dabei sind z.B. Schilfinseln im Neusiedler See (Schoppen), die eigentlich keine Inseln sind, weil sie sich nicht begehen lassen, und bewachsene Schotterbänke in größeren Flüssen, die je nach Wasserstand entweder mit dem Festland verbunden oder ganz unter Wasser sein können und nach dem nächsten Hochwasser wieder ganz anders aussehen. Nicht dabei sind die Landflächen zwischen einem Fluss und einem ausgeleiteten Kanal, wie zum Beispiel die sogenannte Mazzesinsel in Wien, die die beiden Bezirke zwischen Donau und Donaukanal umfasst.

 

Acht der größten Inseln sind demnach solche Schilfinseln im Neusiedler See, weitere drei sind Schotterinseln im Inn. Von den verbleibenden ist die größte Insel die Donauinsel in Wien, die jedoch künstlich gegraben wurde. Größte natürliche Insel in einem See (und die Alte Donau habe ich ja als See definiert) ist das Gänsehäufel, größte natürliche Inseln in einem Fluss sind die Soldatenau in der Donau, bei Passau gelegen, aber auf österreichischem Staatsgebiet und die Insel Wörth bei Grein im Strudengau. Dann gibt es noch die Neudensteiner Insel, ein künstlich geschaffenes Flachwasserbiotop im Völkermarkter Stausee und eine große Sandinsel in der Fußacher Bucht des Bodensees, die im Delta der alten Rheinmündung liegt. Dann erst kommt die Faaker-See-Insel. Jedenfalls ist es die größte, weil einzige Hotelinsel Österreichs. Die Insel gehörte einst den Fürsten von Liechtenstein, diese verkauften sie an Ludwig von Wittgenstein, Onkel des gleichnamigen Philosophen. Dieser adoptierte, weil kinderlos, die Vorfahren der heutigen Besitzer. Aber ich schweife ab.

 

Faaker See

Nach Seeferne, Baustelle und Regen lief ich nun in Egg am Faaker See ein und hatte nun statt einem Seelauf auch noch einen „Stadtlauf“. Zu meiner Überraschung konnte ich aber gleich von der Hauptstraße auf eine schöne Seepromenade abbiegen. Nach einer kurzen Steigung kam ich auf einen Feldweg, lief über Wiesen und hatte nun einen schönen Blick auf das türkise Wasser des Sees, das von den vielen Kalkschwebestoffen stammt. So hatte ich doch noch ein richtiges Naturerlebnis. Einmal musste ich noch auf die Straße. Hier kam mir trotz Regen am Gehsteig ein Straßenwaschfahrzeug entgegen und ich musste auf die Fahrbahn ausweichen.

 

Kurz darauf ging es wieder in den Wald. Ich kam an einem Kontrollpunkt vorbei, der augenscheinlich für Orientierungsläufe gedacht war. Entweder war ich nun wirklich fernab jeglicher Zivilisation oder es handelte sich hier um ein raffiniertes Touristenbeschäftigungsprogramm. Jedenfalls konnte ich nun das Laufen in dieser Umgebung so richtig genießen und das, obwohl ich seit gestern nun schon fast 50 km zu Fuß unterwegs war. Schon bald kam ich wieder zurück nach Faak. Über schöne Wege am See gelangte ich zu meinem Ausgangspunkt am Seebad zurück. Fast tat es mir trotz Regens leid, dass nun das Laufen zu Ende war. Im Auto entledigte ich mich meiner nassen Kleidung. Die letzte Herausforderung war nun nur noch, die knapp vier Stunden munter nach Wien zu kommen.