Pressegger See 7. Juni 2011

 

Um den Pressegger See gäbe es auch einen schönen Wettkampf. Üblicherweise findet der am 15. August statt. Aufgrund der familiären Urlaubsplanung würden wir aber vermutlich in den nächsten Jahren genau zu diesem Zeitpunkt nicht da sein können. Und da der Weißensee und der Pressegger See ohnedies irgendwie zusammengehören, wäre es ja blöd, wenn ich jetzt unbedingt auf eine Wettkampfmöglichkeit warten würde. Das heißt, den Pressegger Seelauf könnte ich ja sowieso später auch laufen, aber jetzt würde er einmal für meine Laufliste umrundet werden.

 

Das Wetter am Morgen war wesentlich besser als am Vortag. So beeilte ich mich möglichst bald abzureisen, um noch ein Laufprogramm unterzubringen und doch halbwegs früh wieder in Wien zu sein. Auf das Frühstücksbuffet wollte ich aber nicht verzichten. Bei der Abfahrt vom Weißensee über Hermagor musste ich immer in die Berge hinaufschauen und denken, dass da oben der Weißensee liegt. Die Felswände kamen mir wie eine Staumauer vor, die verhindern würden, dass der Weißensee in Richtung Gailtal ausläuft. Es war fast ein komisches Gefühl jetzt gewissermaßen unter diesem See zu sein, von dessen Größe ich mich ja gestern überzeugen konnte.

 

Ich parkte wieder auf den mir schon vom Vortag bekannten Parkplatz und zog mir meine Laufkleidung an. Ein deutscher Urlauber kam vorbei und stellte fest, dass es sehr gesund sei, zu laufen. Gestern war er hier auch schon spazieren und wurde völlig eingeregnet. Ja, kann ich mir gut vorstellen.

 

Ich beschloss, ein bisschen flotter zu laufen. Erstens zur Abwechslung, zweitens war es eh nur eine kurze Runde und drittes gewisser Maßen als Ersatz für das ausgelassene Rennen. Am Westufer ging es zuerst durch ein Moor. Ich lief auf einem schön aufgeschütteten Weg, links und rechts stand das Schilf. Das Schilfgebiet am Pressegger See ist das zweitgrößte Österreichs (nach dem Schilfgürtel am Neusiedler See). Hier im Schilf endete auch die Herrschaft der Franzosen in Kärnten. Bei Gefechten mit dem k. u. k. 8. Feldjägerbataillon wurden die Napoleonischen Truppen zum Pressegger See getrieben und versanken dort im Schlamm. Eine Parallele also zu der Schlacht von Aspern, die ja als erste Niederlage Napoleons gilt. Zur Erinnerung an den Sieg am Pressegger See steht heute in Hermagor das Achterjägerdenkmal. Ein Monat nach diesem Sieg besiegelte dann die Völkerschlacht bei Leipzig den endgültigen Untergang Napoleons. Aber ich schweife ab.

 

Der Weg führte weiter über ein kleines Brückerl, dann gab es wieder auf beiden Seiten Wasserlöcher im Moor. Ich befürchtete schon, dass ich meine Runde nicht groß genug gewählt hätte, jetzt also nicht um den See, sondern durch den See laufen würde. Der Blick auf die Karte bestätigte mir aber, dass ich schon richtig um den See und durch das Moor lief.

Pressegger See

 

Das angeschlagene Tempo war mir bald zu anstrengend. Das Frühstück lag mir noch im Magen und der Weißensee in den Beinen. So war ich froh, dass ich bald ans Südufer kam. Um um ein Bad herumzukommen, musste ich ein paar Meter hinauf. Hier war ein netter Aussichtspunkt und ich konnte gleich ein Beweisfoto machen. Kurz darauf ging der Weg in einen engen Pfad über und ich überholte nun den deutschen Urlauber, der mir freundlich auswich. Der Weg schlängelte sich weiter sehr schmal mit unnötigen Höhenmetern durchs Gelände. Eine sehr schnelle Seenrunde würde es also sowieso nicht werden.

 

Pressegger See

In Paßrich kam ich wieder an die Straße und hatte nun den höchsten Punkt erreicht. Gleich bog der Weg ab und führte im weiten Bogen wieder hinunter ins Pressegger-See-Moos. Das Schilf stand wieder auf beiden Seiten wie eine Mauer. Nach Überquerung des Seebaches kam ich an die Straße des Nordufers und ich lief wieder zurück zum Ausgangspunkt. Hier reihten sich nun Strandbäder und Schülersportheime aneinander. Viele Gruppen waren unterwegs zu ihren Sportprogrammen, heizten bereits die Lagerfeuer an oder tanzten schon (oder noch?) in Freiluftdiscos. Offensichtlich sind Kärntner Seen sehr geeignet für Schullandwochen.

 

Am Ende meiner Runde war ich, obwohl ich nur eine halbe Stunde gelaufen war, aufgrund der Schwüle vollständig durchnässt. Jetzt musste ich erst mal abdampfen, bevor ich mir ein trockenes Leiberl anziehen und wieder ins Auto setzen konnte.

 

Zu Hause sah ich dann auf der Homepage des Pressegger-Seelaufes, dass ich genau die Wettkampfstrecke gelaufen war. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, da ich davon ausging, dass am Südufer eher nicht auf dem schmalen Fußpfad, sondern auf der nahen Straße gelaufen werden würde. Weiters sah ich, dass der Lauf heuer sowieso ausgefallen wäre. Es war also schon gut, gleich zu laufen.