Bären sollen die Überleitung zur nächsten Brauerei sein. So wie der Bärenüberfall auf den Müller der Bärenmühle, die wir zuletzt kennen gelernt haben, einer Sage entspringt, so ist aber auch die
in der Nähe des Hundsturmer Brauhauses spielende Geschichte des Bärenkreuzes nicht wirklich bewiesen. Aber dazu später.
Um 1408 wurde im heutigen Bezirksteil Hundsturm erstmals eine Hundsmühle ("Hunczmühle") erwähnt. Sie lag an einem Bach, der aus dem Siebenbrunnenfeld in die Wien floss. Sie konnte höchstens bis
1562 in Betrieb gewesen sein, denn dann ging die Siebenbrunner Wasserleitung, die die Quellen fasste und die erste Versorgungsleitung der Wiener Hofburg war, in Betrieb.
Ab 1564 war dort auch ein Brauhaus nachweisbar. Ich gehe davon aus, dass es in der aufgelassenen Mühle betrieben wurde, da es zu dieser Zeit in der Gegend noch keine anderen Häuser gab. Somit
hätte auch diese Brauerei ihren Ursprung in einer Mühle.
1600 ließ der Habsburger Erzherzog Matthias neben der Mühle ein Jagdhaus samt turmartiger Behausung für seine Jagdhunde errichten, womit wir eine zweite Erklärung für die Namensgebung des Vorortes haben. 1672 wurde anstelle des Jagdhauses, dort wo heute der Hundsturmpark liegt, das Hundsturmer Schloss erbaut. Das Brauhaus wurde in die Schlossanlage integriert.
Die jeweiligen Erzherzöge des Erzherzogtums Österreich unter der Enns, gleichzeitig auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, waren nicht nur Grund-, sondern somit auch Brauherren des
Hundsturmer Brauhauses:
ab 1564 | Maximilian II. |
ab 1576 | Rudolf II. |
ab 1608 | (ab 1593 bereits als Statthalter) Matthias |
ab 1619 | Ferdinand II. |
ab 1637 | Ferdinand III. |
ab 1657 | Leopold I. |
ab 1705 | Joseph I. |
ab 1711 | Karl VI. |
Belegt ist, dass zumindest auch Karl VI., das Jagdschloss regelmäßig nutzte. 1734 wurde das Schloss gewissermaßen privatisiert. Die nächsten Besitzer und Brauherren waren:
ab 1734 | Matthias von Stegner |
ab 1788 | Johann Michael Walter |
ab 1802 | Franziska von Bouvard de Chatelet (dessen Tochter) |
ab 1816 | Johanna und Johann Steinbauer (deren Tochter und Schwiegersohn) |
ab 1833 | (spätestens) Anton Gilbert Edler von Seydel |
Der Eigentumsübergang der Steinbauers auf Anton Gilbert Seydel war dabei eher ein gleitender, Johann Steinbauer starb 1824, Johanna dürfte in zweiter Ehe den späteren Besitzer geheiratet haben.
Die Brauerei war zu jener Zeit recht erfolgreich. 1837 betrug der Bierausstoß 42.000 hl, womit man nach Jedlesee die zweitgrößte Wiener Brauerei war, allerdings noch vor Beginn des „Goldenen
Bierjahrhundert“, als sich innerhalb von nur 30 Jahren die gesamte Bierproduktion Wiens verfünffachte.
Anton Gilbert Edler von Seydel verkaufte 1842 die Grundherrschaft an die Gemeinde Wien, die Eingemeindung erfolgte aber erst 1850. Einen Teil des Erlöses stiftete er für die Errichtung des (bis
zum Zweiten Weltkrieg bestehenden) Wiedner Krankenhauses, weshalb er auch zum Wiener Ehrenbürger ernannt wurde.
Das Brauhaus wurde von der Gemeinde wieder veräußert, Eigentümer wurde ein gewisser Philipp Schwarz. 1850 brannte die Brauerei ab, wurde aber wieder aufgebaut. Auch ab 1858 brachen schlimme Jahre
für die Brauerei an, es wird von gleich vier verstorbenen Braumeistern innerhalb von nur zwei Jahren berichtet. 1864 stirbt auch Philipp Schwarz und die Brauerei wird geschlossen.
Die Gebäude des Schlosses wurden bis 1874 als Obdachlosenheim genutzt, und dann Stück für Stück bis 1885 abgetragen. Der größte Teil der so frei gewordenen Fläche wurde eine Parkanlage. Vom Brauhaus gibt es freilich nichts mehr zu sehen, aber zumindest Spuren des Hundsturmer Schlosses, in dessen Areal die Brauerei angesiedelt war, lassen sich noch entdecken.
„Lernen Sie Geschichte ...“, mahnt uns Bruno Kreisky auf einer Infosäule in dem nach ihm benannten Park an der U4-Station Margaretengürtel, wo wir uns für unseren Rundgang treffen. Ob er damit auch Brauereigeschichte gemeint hat, ist nicht überliefert, jedenfalls befindet sich aber nicht nur das historische Hundsturmer Brauhaus in der Nähe, sondern ist auch der im April besuchte Standort des Gaudenzdorfer Brauhauses in Sichtweite.
Wir gehen durch den Bruno-Kreisky-Park, biegen links in die Schönbrunner Straße ein und kommen bei Nr. 122 am Geburtshaus des eben erwähnten ehemaligen Bundeskanzlers vorbei. Am Eckhaus Schönbrunner Straße 119 ist als erste Erinnerung an das Schloss ein, einen turmartigen Erker tragenden, Atlant zu finden, der das Wappen der ehemaligen Vorstadt Hundsturm, sowie zwei Hunde in den Armen hält.
Wir biegen in die Ausläufer des Platzes Am Hundsturm ab. Links mündet die Bärengasse ein, die an die eingangs erwähnten Sage vom Bärenkreuz erinnert. Demnach flüchtete ein Tanzbär in ein Haus und verschonte angesichts eines riesigen Kruzifixes ein darunter schlafendes Kind. Das Haus soll in der Bräuhausgasse gestanden sein, zu der wir als nächstes kommen. Da die Bräuhausgasse angeblich nicht nach dem Hundsturmer Brauhaus, sondern nach dem weiter stadteinwärts liegenden Margaretner Brauhaus so heißt, soll sie vorerst nicht weiter gewürdigt werden. Erwähnen möchte ich aber das von hier aus einsehbare Haus Bräuhausgasse 68. Auf ihm ist ein Mosaik angebracht, das vermutlich das Hundsturmer Schloss, jedenfalls aber sicher das Margaretner Wappen, das links unten auch das Wappen Hundsturms beinhaltet, darstellt.
Nun stehen wir vor dem Hundsturmpark, für die das Schloss weichen musste. Wir durchqueren den Park diagonal und betreten so den Schlosshof. Die Brauerei befand sich in einem Nebengebäude, ungefähr dort, wo heute die Häuser Am Hundsturm 13 und 14 stehen. Rechts sehen wir eine Volksschule, die ebenfalls noch am ehemaligen Schlossareal liegt.
Am anderen Ende des Parks treffen wir auf die Margaretenstraße, die zwischen Reinprechtsdorfer Straße und Gürtel bis 1901 Obere Bräuhausgasse hieß (im Gegensatz zur Bräuhausgasse, die bis 1901
Untere Bräuhausgasse hieß). Da die obere der beiden nie am Margaretner Brauhaus vorbei führte, nehmen wir einmal an, dass zumindest sie das Hundsturmer Brauhaus ehrte.
Wir verlassen nun das Brauereigelände und gehen die Diehlgasse nach Süden bis wir zur Arbeitergasse kommen. Am Haus Nr. 60 befindet sich ein Sgraffito, das die Vergangenheit der Brauerei oder
zumindest des Schlosses fast vollständig beschreibt. Bei richtigem Blickwinkel kann man dazu im Hintergrund auch die Baulücke, die das Schloss hinterlassen hat, sehen.
Wir wandern nun die Arbeitergasse weiter Richtung Gürtel. Die nächste Quergasse ist die Johannagasse. Hier finden wir auf Nr. 27 ein weiteres Mosaik, dass sowohl die Sage vom Bärenkreuz, als auch das Schloss Hundsturm darstellt. Am Haus gegenüber sehen wir Jagdszenen mit Hunden, die wohl auch an die Vergangenheit des Schlosses erinnern. Die Johannagasse ist übrigens nach der Druckereibesitzerin Johanna Gorischek benannt, die 1858 im Hundsturmer Schloss starb.
Wir gehen die Arbeitergasse weite, überqueren den Gürtel und kommen in die Steinbauergasse, die an einen der erwähnten Grund- und Brauherren des Hunsturmer Brauhauses erinnert. Noch ein Stück weiter stadtauswärts würden wir auf den Steinbauerpark treffen, in dem sich auch eine Erinnerungstafel an den Namensgeber findet.
Wir gehen nun aber Richtung Norden, bis wir die Gaststätte Zur Fabrik erreichen, bei der wir schon bei der Besichtigung des Gaudenzdorfer Brauhauses vorbeigekommen waren und dessen Besuch wir nun endlich nachholen können.
Quellen
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/B%C3%A4renm%C3%BChle
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zum_braunen_B%C3%A4ren
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hundsturm_(Vorstadt)
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Siebenbrunnenfeld
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wasserversorgung
http://www.1133.at/document/view/id/859#hundsturm
https://de.wikipedia.org/wiki/Hundsturm
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hundsturmer_Schloss
http://agso.uni-graz.at/marienthal/gramatneusiedl/07_niederoesterreich.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Erzherzoge_von_%C3%96sterreich
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18240329&seite=15&query=steinbauer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18301104&seite=14&query=steinbauer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18301104&seite=14&query=eydel
http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/356570
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Anton_Gilbert_Seydel
http://www.loecker-verlag.at/sites/dynamic.pl?sid=&action=shop&item=404&group=27
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18420405&seite=11&query=hundsthurm
https://books.google.at/books?id=N1BTAAAAcAAJ&pg=PA298
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=fdb&datum=18500907&seite=2&query=hundsthurmer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apr&datum=18581212&seite=5&query=hundsthurmer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apr&datum=18591115&seite=5&query=hundsthurmer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apr&datum=18600511&seite=4&query=hundsthurmer
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18641006&seite=21&query=hundsthurm
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Obdachlosenheim
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Brauhaus_Am_Hundsturm
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Kreisky
http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Bilder_Wien/1050/9516
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https://de.wikipedia.org/wiki/Margareten#Wappen
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Margaretenstra%C3%9Fe
http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Bilder_Wien/1050/2144
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